Eine Rundreise durch den faszinierenden Oman


Im März 2022 haben wir uns auf eine Rundreise durch den Oman begeben. Der facettenreiche Oman ist in den letzten 40 Jahren durch die Maßnahmen und Bemühungen von Sultan Qaboos in Rekordzeit aus dem Mittelalter in die Moderne aufgestiegen. Wenn es 1970 gerade einmal drei Straßen im Oman gab, so präsentiert er sich heute mit einer modernen Infrastruktur mit 6-spurigen Autobahnen und großartigen neuorientalischen Bauwerken, ohne dabei seine Wurzeln und Traditionen über Bord zu werfen.

Unsere Reise hatten wir als nicht geführte Tour durch den nordöstlichen Teil des Oman geplant. Heißt, wir hatten für die ersten 7 Tage feste Unterkünfte gebucht, einen Leihwagen (Nissan Patrol Benziner, Diesel gibt es dort nicht …………) und steuerten diese Ziele dann eigenständig an. Auch, wenn wir uns weitestgehend auf die einzelnen zu bewältigenden Fahrabschnitte vorbereitet hatten (dachten wir zumindest) würden wir jedem empfehlen, das noch genauer zu machen, günstigstenfalls unter zuhilfenahme der entsprechenden Geo-Daten. Wir hatten ein Garmin-Navi im Fahrzeug, hatten Google-Maps auf dem Smartphone (hier ist es notwendig, im Oman eine SIM-Karte mit Datenvolumen zu kaufen) und Osmand+ Offlinenavigation auf dem Tablet. Dennoch waren zwei Unterkünfte nur durch die Mithilfe von ungemein freundlichen Omanis zu finden, weil die Zielorte tatsächlich nur über diverse Rumpelpisten zu erreichen waren, wo kein Mensch auf die Idee kommt, dass das der richtige Weg sein könnte.

TAG 1 und 2:

Unsere Reise begann mit dem Flug von Frankfurt/M nach Muscat, der Hauptstadt des Oman. Nach unserem Transfer ins Hotel war es schon spät und so freuten wir uns auf die Übernahme unseres Leihwagens am nächsten Morgen, ein Nissan Patrol Benziner, sehr groß, aber als Benziner mit recht wenig Drehmoment, was uns bei unseren Bergtouren in den kommenden Tagen auffallen sollte. An unserem ersten Tag in Muscat fuhren wir verschiedene Ziele an, begonnen mit dem königlichen Opernhaus. Mit dem Bau wurde 2007 begonnen, 2011 erfolgte bereits die Eröffnung als das erste internationale Opernhaus der gesamten Golfstaaten.

Von dort aus ging es zum Al Alam Palast, der Residenz seiner Majestät, dem Sultan vom Oman. Von 1970 – 2020 war dieses Sultan Qaboos bin Said Al-Said, seit dessen Tod ist sein Neffe Haitham bin Tariq bin Taymur Al-Said der Herrscher vom Oman. Der Palast besticht durch seine tollen Farben, umliegend befinden sich viele offizielle Gebäude, beispielsweise das Finanzministerium. Die Größe und die Pracht kommt auf Fotos kaum zu Geltung, der moderne neo-orientalische Baustil ist aber sehr interessant und sehr schön. Bei diesen Besichtigungen waren wir eigentlich immer fast alleine unterwegs, andere Touristen waren kaum vor Ort, der März scheint ein sehr guter Zeitpunkt für den Besuch im Oman zu sein.

Im Anschluss fuhren wir zu dem großen Mutrah Souq, einem typischen Markt unweit des Riyam Park mit dem größten Weihrauch-Gefäß der Welt.

Den Nachmittag verbrachten wir dann am indischen Ozean, dem Golf vom Oman, zur Entspannung und sahen dort den ersten schönen Sonnenuntergang.

Für den Abend hatten wir uns schon im Vorfeld entschieden, die große Sultan Qaboos Moschee bei Nacht von außen zu besichtigen, was zum Highlight des Tages werden sollte. Die Größe und die Pracht dieses Bauwerkes ist nicht zu beschreiben, die wunderschönen Farben durch die Beleuchtung gibt der gesamten Szenerie eine unglaublich erhabene Atmosphäre, wie ich persönlich es noch nirgendwo erlebt habe. Als Kirsche auf dem Sahnehäubchen gab es dann noch den rötlich scheinenden Vollmond obendrauf.

Nach diesen ersten großartigen Eindrücken fanden wir uns dann gegen 22 Uhr im Hotel wieder und waren schon gespannt auf die Besichtigung der Innenräume der Moschee, die für den folgenden Vormittag auf dem Plan stand. Für Touristen ist die Große Sultan Qaboos Moschee nur bis 11 Uhr zu besichtigen.

Tag 3:

Am frühen Morgen machten wir uns auf zurück zur Moschee. Schon von weitem konnte man dieses monumantale Bauwerk sehen. Nach dem Einlass (kostenfrei) war gleich zu erkennen, dass wir dieses mal nicht alleine da durch flanieren konnten. Es war schon etwas mehr los als am Tag vorher am Palast. Im äußeren Bereich erstrahlte die Mosche in ihren warmen sandsteinfarbenen Mauern bei bestem Wetter. Die Licht- und Schattenwirkung lies uns die orientalische Architektur umsäumt von üppiger Vegetation genießen. Der innere Bereich strotzte vor stolzem Prunk, allerdings in einer bescheidenen, dennoch mächtigen Form. Ein Teppich der über drei Jahre von tausenden Knüpfer(*innen?) an einem Stück geknüpft worden war, ein riesiger Lüster, der unter der Hauptkuppel hängt. Hergestellt in Deutschland und Italien, besetzt mit tausenden Swarovski-Kristallen.

Somit verließen wir Muscat und begaben uns in südöstlicher Richtung entlang der Küste in Richtung Sur. Die Autobahn führt durch eine landschaftlich reizvolle Gegend, eine rauhe Berg- und Hügelwelt. Den Besuch der Oase Wadi Tiwi mit seinen Zitronen- und Dattelplantagen mussten wir leider ausfallen lassen, weil die Straße dorthin für unseren Riesenwagen zu schmal war und ich bei Weiterfahrt wohl erheblichen Ärger mit meiner Frau bekommen hätte, die recht unentspannt meinen Fahrkünsten folgte. ^^

In der Küstenstadt Sur sahen wir eine Dhow-Werft. Dhows sind die traditionellen omanischen Holzschiffe, wie sie seit Jahrhunderten gebaut werden.

Unsere Unterkunft im Ras Al Jinz Turtle Reserve bestand aus einem Eco-Zelt. Und am Abend machten wir einen Ausflug zum Turtle Beach, wo wir die grünen Schildkröten von Ras Al Hadd sahen. Wir konnten eine beobachten von der Eiablage bis hin zum Zuschaufeln des Geleges, was fotografisch nur unter extrem schwierigen Bedingungen festzuhalten war.

TAG 4:

Der nächste Tag führte uns in die Wüste. Auf dem Weg dorthin besuchten wir das Fort in Ja’alan Bani Bu Hassan. Die Festung wurde während der Herrschaft seiner Majestät Sa’id bin Sultan in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Das runde Schloss erhebt sich auf eine Höhe von 8 Meter und besitzt einen Durchmesser von 50 Meter. Es ist von einer äußeren Mauer umgeben, hat eine Fläche von mehr als 5.000 Quadratmetern und zwei Haupttore, eines im Osten und eines im Westen. Und, ja, wir waren wieder alleine dort.

Gegen Nachmittag machten wir uns dann auf in die Wüste, nachdem wir an der Tankstelle a) voll getankt hatten ^^ und b) etwas Luft aus den Reifen gelassen hatten. Die „Straße“ bestand aus Sand, wir folgten einzig den Reifenspuren derer, die vor uns dort gefahren sind. So legten wir ca. 35 km in der einsamen Wüste zurück um dann gegen Abend das Safari Dunes Camp zu erreichen. Unsere Unterkunft bestand aus einem festen Zelt, liebevoll eingerichtet und am Abend sogar mit ein bisschen Strom für die Lampen und die Klimaanlage. Von diesen Unterkünften gab es fünf Stück plus ein Versorgungs“haus“, in dem es Essen und Getränke gab. Und – es gab Eckhard. Eckhard war mit einem Motorrad durch den Oman unterwegs. Und Eckard kommt auch aus Bonn, ca. 12 km von unserem Wohnort entfernt. Und Eckhard stellte sich als echter Typ heraus.

Motto: Die Welt ist ein Dorf!

TAG 5 und 6:

Am nächsten Morgen fuhren wir dann wieder aus der Wüst heraus zum sehenswerten Wadi Bani Khalid, welches in krassem Kontrast zur Wüstenlandschaft steht. Es erwartete uns eine bizarre Tallandschaft mit altem Palmenbestand, umgeben von zerklüfteten Bergvorsprüngen. Das klare blaue bis türkisfarbene Wasser lud zum Baden ein, einzig meine Frau hätte ein „Ganzkörperbedeckendesvollkondom“ benötigt, welches nicht zur Hand war und so machten wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft. Das Sahab Resort Jabal Akhdar liegt weit oben in den Bergen, die Straßen werden zu unbefestigten Straßen, diese werden dann zu echten Rumpelpisten. Es geht steil bergauf und wieder bergab. Der letzte Teil der Reise ging über eine Passstraße, die vom Militär seinerzeit angelegt wurde und bis heute vom Militär kontrolliert wird. Und ganz oben in den Bergen fanden wir unsere Unterkunft.

TAG 7:

Der nächste Tag führte uns nach Nizwa, der kulturellen Hauptstadt vom Oman. Wir beuchten den Nizwa Souq, wo arabische Töpferwaren, Gewürze und Gold- und Silberwaren verkauft werden. Teilweise befindet sich der Markt innerhalb des berühmten Turm-Forts, eines der interessantesten Bauwerke im Oman.

Auf der Weiterfahrt kamen wir in Al Hamra vorbei, genannt die rote Stadt. Dort sahen wir 400 Jahre alte Lehmhäuser, die aber inzwischen fast alle verfallen sind, weil sie nicht bzw. falsch gepflegt wurden. Über das Wadi Ghul fuhren wir auf den höchsten Berg des Sultanats, den „Berg der Sonne“. Auf etwa 2000 m befindet sich ein kleines Plateau, wo man in den Grand Canyon des Omans hinabschaut. Atemberaubend!

Unmittelbar hinter diesem Plateau endete dann auch die befestigte Straße, danach endete die unbefestigte Straße und ging über in ein karges, steiniges und unwegsames Gelände, auf dem Fahrspuren zu erahnen waren und irgendwann endete auch das – unmittelbar vor einem tiefen Abgrund. Also kehrten wir um und stoppten den ersten Wagen, den wir sahen. Ein unglaublich netter kommunikativer junger Omani sagte, er wisse, wo unsere Unterkunft ist, er käme von dort und wir brauchten ihm dann nur hinterher fahren – und landeten dann genau dort vor dem Abgrund, wo wir kurz vorher zurück gefahren waren. Einzig unsere Unterkunft war als solche nicht erkennbar, weil kein Schild, kein Hinweis, nichts. So hatten wir unser Mountain View Zimmer Im Sama Al Khuteim Heritage Home dann doch noch gefunden.

TAG 8:

Am letzten Tag unserer Rundreise fahren wir nach Bahla, das auch für seine Töpferkunst bekannt ist. Hier steht auch das größte Fort des Omans. Es ist Weltkulturerbe und wurde mit Hilfe der UNSECO wieder aufgebaut. Anschließend gaben wir das Fahrzeug in Muscat wieder ab und flogen für eine Woche nach Salalah, die omanische Karibik.

TAG 9 bis14:

Die letzten Tage verbrachten wir in einem super Hotel in Salalah, dem Al Baleed Resort. Die Woche Rundreise war doch echt anstrengend und so konnten wir ein paar Tage entspannen und Salalah und Umgebung genießen. Salalah selbst bietet als Stadt nicht wirklich viel. Es gibt die zweitgrößte Moschee, typische Souqs, auf denen Gold-und Silberwaren angeboten werden und natürlich den Weihrauchmarkt.

An unserem letzten Tag wurden wir dann gegen 18:30 Uhr zum Flughafen Salalah gebracht, von dort ging es zurück nach Muscat und weiter nach Frankfurt/M. Am nächsten morgen waren wir dann gegen 10:00 Uhr zuhause und mussten einen Temperatursturz um gut 30°C verkraften.

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